Störungen im Projektablauf, weil Ziele nicht erreicht werden; Kurzfristige Anforderungsänderungen; Ausfall von Ressourcen, welche als unverzichtbar gelten… Situationen, die im Arbeitsalltag immer wieder auftreten. Wie mit solchen Störungen umgegangen wird bestimmt den weiteren Projektverlauf und damit, ob die jeweiligen Ziele dennoch erfolgreich erreicht werden.
An dieser Stelle möchte ich kurz die eventuelle Befürchtung adressieren, dass dieser Blog davon handelt, wie sich jemand zu einem hoffnungslosen Optimisten wandelt. Diese haben eine Perspektive auf die Realität, welche auf Wünschen und Sehnsüchten basiert. Sie sehen die Welt durch die berühmte rosarote Brille und merken nicht, dass dies die Wahrnehmung nicht wie oftmals angenommen vergrößert, sondern verzerrt. Das Ergebnis sind Entscheidungen, welche der Realität nicht standhalten können und sich entsprechend negativ auf gesetzte Ziele auswirken. Denn Erfolg wird mit positiven Realitäten, nicht positiven Illusionen erzeugt.
Im Folgenden möchte ich darauf eingehen, wie jeder zu einem Architekten einer Realität werden kann, welche sowohl positiv als auch real ist.
Neurophysiologische Untersuchungen beweisen einen Zusammenhang zwischen der Art der Wahrnehmung von Stress-ereignissen und wie mit diesen umgangen wird. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass aufgrund eines anderen Umgangs mit Stressoren (anm. logischerweise) andere Entscheidungen getroffen werden und in der Folge eine andere „Realität“ erzeugt wird. So hat eine Studie der Universität Yale – welche 2013 auch im renommierten Fachmagazin „Social Psychology“ veröffentlicht wurde – nachgewiesen, dass eine Änderung in der bloßen Bewertung von Stressoren die Körperlich erlebten Symptome beeinflusst werden.[1] Alleine eine bloße Aufklärung über die positiven körperlichen Effekte von Stress hatte eine 23%ige Verbesserung von Erschöpfungserscheinungen und anderen Stress bedingten Auswirkungen wie Kopfschmerzen etc. zur Folge.
Der Hintergrund ist die Aktivierung unseres Limbischen Systems, welches bei Angst-gefühlen / -bewertungen u.a. die Ausschüttung von (Nor)Adrenalin veranlasst und somit den Puls in die Höhe schnellen lässt. Es verändert sich die Wahrnehmung: Im Flucht-modus werden nur noch überlebenswichtige Informationen aufgenommen -wie eben die einer unmittelbaren Gefahr. Somit sinkt die Möglichkeit ein größeres Bild als die -interpretierte- Gefahr überhaupt erst zu erkennen. Und damit auch die Möglichkeit Wege zu erkennen, die eine vermeintliche Gefahr sogar zu einer Möglichkeit wandeln können.
Andersherum spielt unser körperliches und mentales Befinden eine starke Rolle bei der eigentlichen Bewertung von Größe, Schwere und Komplexität einer Aufgabe / Herausforderung / “Gefahr”. Menschen, die in Stress-situationen einen Zugang zu ihrem körperlichen Empfinden haben sind auch eher in der Lage Einfluss auf diese zu nehmen. Bspw. durch eine Verlangsamung oder Vertiefung der Atmung. Dadurch wird direkt Einfluss auf unsere Bewertungs-automatismen genommen. Es wird eine neue Realität sichtbar, welche ebenso existiert, wie die vorher ausschließlich erkannte, negative Realität.
Positive Realitäten haben nur wenig mit Optimismus oder Pessimismus zu tun oder, ob ein Glas Wasser halb voll oder leer ist. In Wahrheit gibt es nämlich oftmals mehr Möglichkeiten als halb voll oder leer. Pessimisten und Optimisten sind so sehr auf das Glas Wasser fokussiert, dass sie die Flasche Wasser auf dem Tisch gar nicht wahrnehmen. Architekten positiver Realitäten hingegen sehen diese und damit eine Vielzahl mehr an Möglichkeiten, Chancen und Wegen zum Ziel.
Wer mehr über die weiteren psychologischen Aspekte erfahren möchte, dem möchte ich gerne das Buch “Mindset: The New Psychology of Success” von Prof. Dr. Carol Dweck (Stanford Universität) empfehlen.
[1] A. Crum, P. Salovery, S. Achor (2013) Rethinking Stress. The Role of Mindsets in Determining the Stress Response. Journal of Personality and Social Psychology.
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