Warum eigentlich sich selbstorganisierende Teams?

von | Mrz 17, 2022 | 0 Kommentare

Teams, die über eine hohe Selbstorganisationskompetenz verfügen und interdisziplinär aufgestellt sind, zeigen in empirischen Untersuchungen wiederholt auf, dass sie die komplexen Anforderungen im modernen Arbeitsleben am besten meistern.[1] [2] [3]  So definiert auch der SCRUM Leitfaden (ein Framework zur agilen Arbeitsweise) den Begriff „Team“ als Summe dieser zwei Komponenten. In diesem Eintrag beantworte ich die Frage wieso die Selbstorganisation ein so wichtiger Bestandteil erfolgreicher Teams ist.

Mutter Natur zeigt wohl am besten den Erfolg selbstorganisierender Systeme. Fischschwärme, komplexe Ökosysteme wie Wälder oder das gesamte Flora und Fauna System bestehen aus einzelnen, sich selbst organisierenden Elementen. Auf die Arbeitswelt übertragen kann ein sich selbstorganisierendes Team – optimal – auf Änderungen der Umwelt agieren. Ein kurzfristiger Change der Projektziele, Ressourcen, Konfliktsituationen oder andere Ereignisse der heutigen VUKA Welt, werden am effektivsten durch ein Team bearbeitet, welches ihre Kompetenzen am optimalsten aktivieren kann. Letzteres ist das Ergebnis eines Teams, welches sich selber organisieren kann.

In der Praxis wird dieser Zustand selten erreicht. Oftmals wird nach Vorgaben oder Best-practices von Arbeitsabläufen und Rollenmodellen gesucht. Mit den besten Absichten werden gefundene Modelle angepasst und zu Vorgaben definiert. Die Begründung hierzu ist meist die Firmenkultur, die internen Abläufe oder aber die Ansicht, dass die Modelle „nur in der Theorie“ funktionieren. Paradoxerweise wird dabei selbst vor agilen Modellen wie bspw. SCRUM nicht halt gemacht. „Paradoxerweise“, da diese Modelle bereits die praktische Umwandlung einer Theorie (der agilen) darstellen und diese die Selbstorganisation als integralen Bestandteil verstehen.

Werden Strukturen und Abläufe eines Teams von außen vorgeschrieben, fällt automatisch eine der größten Möglichkeiten der Selbstorganisation weg. Nämlich die teameigene Antwort auf die Fragestellung -wie- das Team zusammenarbeitet.

Teammitglieder sind durch gute Reflektionen am besten in der Lage ihre Stärken und Schwächen zu verstehen. Und sind somit auch in der Lage optimal zu entscheiden, wie sie zusammen agieren. Auch Fragen, die in einem agilen Arbeitsmodell selbst definiert sind (ob bspw. ein Product Owner Teil des Daily Scrums sein sollte) kann sich ein Team selber am effektivsten beantworten. Dies ist auch entsprechend in den Leitfäden festgehalten -findet jedoch eher selten Beachtung, da es eine „Mut zur Lücke“ braucht um auf diese neue Denkweise umzuschalten. Unternehmen die sich dieser anspruchsvollen Herausforderung bewusst sind und eine entsprechend nachhaltige Umsetzung anstreben suchen sich kompetente Beratung in Form von Agile Coaches.

„Wie würde das Team von der Maßnahme X profitieren?“ „Welche Probleme könnten auftauchen?“ „Wenn das Team wählen könnte, was würde es tun und wie?“ Mit der Beantwortung dieser Fragen findet ein Team nicht nur eigene Möglichkeiten erfolgreich zusammenzuarbeiten, sondern auch den optimalsten Weg.
Die Frage „Warum dann überhaupt ein Rollenmodell wie Scrum?“ mag eine logische Konsequenz sein. Jedoch zeigt die Praxis, dass eine selbstorganisierte Beantwortung der genannten Fragen eben zu genau jenen Arbeitsmethoden und Rahmenbedingungen führt, die in den agilen Leitfäden beschrieben werden. Und wie es die Erwachsenenbildung zeigt, bedingen selbst gefundene Lösungen die größte Motivation und nachhaltige Umsetzung…

 

PS: Den interessierten Leser möchte ich noch auf das spannende Thema der Emergenz hinweisen, welches die Herausbildung neuer Eigenschaften eines Systems infolge eines eigenständigen Zusammenspiels seiner Elemente beschreibt.

 


[1] D. Ilgen, J. Hollenbeck, M. Johnson, D. Jundt(2005) Teams in organizations: from input-process-output models to IMOI models. Department of Psychology, Michigan State University

[2] C. Duhigg (2016) What Google Learned from Its Quest to Build the Perfect Team. The New York Times Magazine. Link

[3] V. Druskat, J. Wheeler (2004) How to Lead a Self-Managing Team. MIT Sloan Management Review.

Über Michael Mitschke
Experte im Aufbau und Entwicklung hochperformanter Teams. Erfahrener Agile Coach und Scrum Master mit einem Fokus auf die Implementierung agiler Methoden und die Unterstützung von Teams während der agilen Transformation.

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